Impressionen von der Architektur Biennale 2023.
Am 20. Mai öffnet die Architektur-Biennale zum 18. Mal ihre Tore. Was Sie dort jenseits von Baukunst erleben können und welche Themen in diesem Jahr auf dem Programm stehen? Wir geben einen Ausblick auf die wichtigste Architekturausstellung der Welt.
Architektur Beinnale Venedig
Die Architektur-Biennale in Venedig bietet Raum für Reflexion, Inspiration und Entfaltung. Quelle: Berührungspunkte

Vom 20. Mai bis zum 26. November findet die 18. Architektur-Biennale in Venedig statt. Die weltweit wichtigste Ausstellung für Baukunst ist nicht nur Treffpunkt der Architekturszene, sondern bietet Inspiration für alle Interessierten – und wird immer mehr auch zum Ort der Reflexion: In den vergangenen Jahren rücken neben der Ästhetik vor allem politische Themen und soziale Verantwortung in den Fokus. So begegnet uns die Architektur-Biennale 2023 diverser, weiblicher und jünger als je zuvor – und richtet ihren Blick in diesem Jahr vor allem auf den afrikanischen Kontinent. 

Architektur-Biennale 2023: Mehr Raum für Austausch und neue Perspektiven

Die Ausstellung findet – wie das italienische Wort „Biennale“ nahelegt – alle zwei Jahre in Venedig statt, immer abwechselnd mit der Kunst-Biennale. Alle 63 beteiligten Nationen präsentieren ihren Beitrag in einem eigenen Pavillon. Hauptschauplätze sind die Arsenale und die Giardini in der weltberühmten Lagunenstadt, daneben gibt es noch viele weitere Veranstaltungsorte über das gesamte Stadtzentrum verteilt. 

 

Um die Kluft zwischen Architekten/-innen und Publikum zu überbrücken, wird das reguläre Programm in diesem Jahr durch den sogenannten „Carnival“ ergänzt: Im Rahmen von Vorträgen, Diskussionsrunden, Performances und weiteren Events soll hier Raum für Austausch und unterschiedliche Perspektiven entstehen. So können wichtige Themen vertieft und gemeinsam Lösungen gesucht werden. 

Innenhof Biennale Venedig
Das mediterrane Ambiente ist Schauplatz für Ideenaustausch ... Quelle: Berührungspunkte
Innenhof Biennale Venedig
... und persönliche Begegnung rund um das Thema Architektur. Quelle: Berührungspunkte

Afrika im Fokus: „Der jüngste Kontinent der Welt“ auf der Architektur-Biennale 2023

"Es ist unmöglich, eine bessere Welt zu bauen, wenn man sich diese vorher nicht vorstellen kann“, so die Überzeugung der diesjährigen Kuratorin Lesley Lokko. Um den von ihr fokussierten Wandel voranzutreiben, stellt die ghanaisch-schottische Architektin die Biennale unter das Motto „The Laboratory of the Future“ – das Labor der Zukunft

 

Eines ihrer Hauptanliegen ist es, die Geschichte der Baukunst, um eine afrikanische Perspektive zu bereichern. Auch das Thema Dekolonialisierung spielt hierbei eine wichtige Rolle. Über die Hälfte der geladenen Teilnehmer/-innen kommen daher in diesem Jahr aus Afrika beziehungsweise der afrikanischen Diaspora. 

 

„Afrika ist das Labor der Zukunft. Wir sind der jüngste Kontinent der Welt, der Kontinent, der sich am schnellsten urbanisiert“, begründet Lokko ihre Entscheidung: „Dieses Wachstum geht im Allgemeinen auf Kosten der lokalen Umwelt und der Ökosysteme, wodurch wir zu den Hauptverursachern des Klimawandels gehören“. 

Im Rahmen der diesjährigen Biennale wurde das Hauptaugenmerk neben der Geschichte der Baukunst auf Nachhaltigkeit gelegt. Quelle: Berührungspunkte

Nachhaltig in die Zukunft: Klimaschutz als Thema der Architektur-Biennale 2023

Mit dem Klimawandel sind wir auch schon beim zweiten Hauptthema der diesjährigen Biennale angelangt. Architektur und Baubranche stecken in einem Dilemma – und zwar weltweit: Einerseits muss so viel Wohnraum geschaffen werden wie nie zuvor, andererseits sind das Bauen sowie der Unterhalt von Gebäuden für 40 Prozent aller klimaschädlichen Emissionen verantwortlich. Auch die Biennale selbst produziert jedes Jahr hunderte Tonnen Müll, die aufwendig entsorgt werden müssen. 

 

Daher haben die Veranstalter das Thema Nachhaltigkeit ins Zentrum der diesjährigen Ausstellung gerückt – und gehen selbst mit gutem Beispiel voran: Die Architektur-Biennale soll 2023 komplett CO2-neutral werden. Hierfür wird neben der Nutzung erneuerbarer Energien ein reduzierter Materialeinsatz und die Wiederverwendung von Ausstellungsmaterialien angestrebt. Auch das Publikum wird mit einbezogen: Vegetarische Verpflegungsoptionen sowie der Aufruf zu einer klimaschonenden Anreise gehören dabei zum Konzept. 

Werkzeug statt Exponate: Der Deutsche Pavillon lädt zum Mitmachen ein

Auch der deutsche Beitrag zur Biennale steht ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Ziel ist eine kritische Auseinandersetzung mit der allgegenwärtigen Materialverschwendung. So präsentiert sich der deutsche Pavillon in diesem Jahr nicht als klassischer Ausstellungsraum, sondern lädt als Werkstattlabor zum Reparieren und Recyclen ein. 

Deutscher Pavillon Architekturbiennale
Im deutschen Pavillon werden die Besucher zu Nachhaltigkeit eingeladen – ein Werkstattlabor zum Experimentieren mit altem Abfallmaterial. Quelle: Berührungspunkte

Unter dem Motto „Open for Maintenance – Wegen Umbau geöffnet“ können Besucher/-innen mit Fundstücken experimentieren, die nach der letzten Kunst-Biennale tonnenweise als Müll hinterlassen und eingesammelt wurden. „Wir werden den Deutschen Pavillon in einen Ort der gemeinschaftlichen Alltagspraxis verwandeln“, so Kurator Anh-Linh Ngo. 

 

Haben Sie Lust, sich vor der einmalgien Kulisse Venedigs inspirieren zu lassen und Zukunftsthemen hautnah zu erleben? Bis zum 26. November haben Sie noch Gelegenheit, die diesjährige Architektur-Biennale zu besuchen: Tageskarten gibt es für 25 Euro, ein 3-Tage-Ticket kostet 35 Euro und für 45 Euro können Sie die Ausstellung eine ganze Woche lang erkunden. 

 

Übrigens: Sie sind Architekt/-in oder Planer/-in? Berührungspunkte und Gira begrüßen Sie vom 18. bis zum 21. Mai im historischen Palazzo Contarini Polignac. Dieser ist von jeweils von 9:00 bis 22:00 Uhr geöffnet und erwartet Sie mit exklusiven Events, spannenden Vorträgen und Architekturführungen.