Alternatives Wohnen Jurte Peter Jurkovič
Haben Sie schon einmal über eine Jurte als Wohnhaus nachgedacht? Die kreisrunden, kuppelförmigen Zelte, die ursprünglich aus Zentralasien stammen, faszinieren durch ihre Einfachheit und Naturverbundenheit. Sie haben auch den Traum, in einer Jurte zu wohnen? Folgendes sollten Sie beachten.

Die moderne Gesellschaft sucht ständig nach Möglichkeiten, um das Leben sinnvoller und erfüllender zu gestalten. Hierbei hat die Jurte als Wohnhaus an Bedeutung gewonnen. Die Jurte – traditionell ein rundes Zelt aus den asiatischen Steppen – steht für einen Lebensstil, der sowohl die Nähe zur Natur als auch die Freiheit symbolisiert, aus der konventionellen Wohnform auszubrechen. 

Was ist eine Jurte? Geschichte und Herkunft

Die Jurte, in einigen Regionen als „Yurt“ (Heim) bekannt, hat ihren Ursprung in den weiten Steppen Zentralasiens. Seit Jahrhunderten dient sie den Nomadenvölkern, insbesondere in der Mongolei, als mobiles Zuhause. Ihr einzigartiges Aussehen, gekoppelt mit der Fähigkeit, extremen klimatischen Bedingungen standzuhalten, macht sie zur idealen Behausung für die ständig wandernden Nomaden.  

Wesentlich, neben der typischen runden Grundform, ist der temporäre Charakter: Eine klassische Jurte kann innerhalb weniger Stunden auf- und abgebaut werden und lässt sich so klein verpacken, dass sie auf zwei Lasttieren oder der Ladefläche eines Geländewagens Platz findet. So ziehen Viehhirten in der Mongolei mit ihren Herden samt Unterkunft durch die Steppe – und das schon seit etwa 2000 Jahren.  

Auch in Deutschland hat das Interesse am Leben in einer Jurte zugenommen. Dieser Trend bringt jedoch seine eigenen Herausforderungen mit sich.

Alternatives Wohnen Jurte Peter Jurkovič
Jurte-Küche mit ökologischem Charme: Langlebigkeit und Einfachheit vereint. Quelle: Peter Jurkovič

Jurte als Wohnhaus: Vor- und Nachteile auf einen Blick

Das Leben in einer Jurte kann ein einzigartiges und erfüllendes Erlebnis sein, aber es ist wichtig, sowohl die Vorteile als auch die Herausforderungen zu berücksichtigen, bevor man sich für diese alternative Wohnlösung entscheidet. 

Vorteile

1. Kosteneffizienz: Im Vergleich zu traditionellen Häusern sind Jurten oft günstiger, sowohl in Bezug auf die Anschaffungs- als auch die Unterhaltungskosten. 

2. Flexibilität: Jurten können relativ leicht aufgebaut und wieder abgebaut werden, was sie zu einer mobilen Wohnlösung macht. 

3. Einfacher Bau: Wer handwerklich geschickt ist, kann mit der richtigen Anleitung selbst eine Jurte bauen und somit Kosten sparen. 

4. Nachhaltigkeit: Viele Jurten werden aus lokalen, nachhaltigen Baustoffen hergestellt, was ihren ökologischen Fußabdruck reduziert. 

5. Nähe zur Natur: Das Leben in einer Jurte bietet oft ein authentischeres, naturverbundeneres Erlebnis. 

6. Raumgestaltung: Jurten haben einen offenen Grundriss, was kreative Raumgestaltungsmöglichkeiten bietet. 

7. Langlebigkeit: Bei ordnungsgemäßer Pflege und Konstruktion können Jurten sehr langlebig sein, insbesondere wenn hochwertige Materialien verwendet werden. 

Alternatives Wohnen Jurte Peter Jurkovič
Die Jurte als Zuhause: Ein Traum von Einfachheit und Nachhaltigkeit. Quelle: Peter Jurkovič

Nachteile

1. Bauordnung: In Deutschland und Österreich, sind Jurten in den Bauordnungen nicht ausdrücklich berücksichtigt, was zu Herausforderungen bei Genehmigungen führen kann. 

2. Isolation: Je nach Bauweise und Dämmmaterial kann es in Jurten im Winter sehr kalt und im Sommer sehr warm werden, es sei denn, sie sind speziell für extreme Temperaturen ausgerüstet. 

3. Raumlimitierung: Trotz ihrer offenen Grundrisse können Jurten im Vergleich zu traditionellen Häusern beengend wirken, insbesondere beim Verstauen von Gegenständen. 

4. Haltbarkeit: Obwohl Jurten als Wohnhaus bei richtiger Pflege langlebig sein können, müssen bestimmte Teile, wie zum Beispiel die Außenhaut, regelmäßig ersetzt werden. 

5. Schutz: Jurten bieten möglicherweise nicht denselben Schutz vor ungebetenen Gästen oder extremen Wetterbedingungen wie konventionelle Häuser.

Jurte als Hauptwohnsitz: Was sollten Sie beachten?

Braucht man für eine Jurte in Deutschland eigentlich eine Baugenehmigung? Ein normales Zelt darf man schließlich auch „einfach so“ im Garten aufstellen, ohne um Erlaubnis zu fragen.   

Wie oben bereits erwähnt, befinden wir uns in Deutschland und Österreich in einer rechtlichen Grauzone, wenn es um das Leben in einer Jurte als Hauptwohnsitz geht. Die Frage, ob Ihre Jurte eine Baugenehmigung benötigt, ist also nicht ganz so einfach zu beantworten. Die Jurte mag in den Augen vieler als „fliegender Bau" oder temporäre Architektur betrachtet werden – Bauten, die wiederholt aufgestellt und abgebaut werden können. Doch hier liegt der Haken: Wird die Jurte dauerhaft auf einem Gartengrundstück aufgestellt, benötigen Sie eine Baugenehmigung. 

Die Voraussetzungen und Regelungen sind allerdings je nach Bundesland unterschiedlich, und oft basiert das Aufstellen einer Jurte auf Ihrem Grundstück auf einer stillschweigenden Duldung. Sie sollten also vorab immer erst bei Ihrem örtlichen Bauamt nachfragen.

Alternatives Wohnen Jurte Peter Jurkovič
Das Wohnzimmer in der Jurte: Ein gemütlicher Rückzugsort, der Naturnähe und Entspannung vereint. Quelle: Peter Jurkovič

Was kostet eine eigene Wohnjurte?

Die gute Nachricht: Eine Jurte kostet nur einen Bruchteil eines traditionellen Hauses und sie kann ganz nach Ihrem Geschmack gestaltet werden. Die robusten und wetterfesten Zelte können ab etwa 4.000 Euro erworben werden. Für den Luxus einer integrierten Heizung und Sanitärmodule müssen Sie etwas tiefer in die Tasche greifen.  

Eine Jurte von acht Metern Durchmesser und circa 53 Quadratmetern Wohnfläche bei manchen Herstellungsbetrieben für rund 43.000 Euro zu haben. Wer jedoch handwerklich begabt ist und Zeit investieren kann, kann die Kosten sogar auf 150 bis 200 Euro je Quadratmeter reduzieren.  

Doch Qualität hat natürlich ihren Preis – und Fairness ebenfalls. Bei Preisen von etwa 800 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche für hochwertige Jurten deren Material aus regionalen und nachhaltigen Beständen stammt, können Sie sicher sein, dass Sie etwas Besonderes bekommen.

Das Runde muss ins Eckige: Eine Jurte als Wohnhaus 

Dass das Leben in einer modernen Wohnjurte bei allem Minimalismus durchaus komfortabel sein kann, beweist ein spannendes Bauprojekt in der Slowakei. Der Architekt Peter Jurkovič fand dabei eine geniale Antwort auf die Frage, wie man in einem runden Haus alle nötigen Grundfunktionen unterbringen kann – Küche, Bad und Schlafmöglichkeiten.

Die Neuinterpretation der Jurte: Ein einzigartiges Wohnkonzept mit cleveren Lösungen für mehr Raum und Funktionalität. Quelle: Peter Jurkovič

Er verpackte für seine Neuinterpretation der klassischen Jurte einen runden Raum in einer quaderförmigen Box. Die hierbei entstandenen „toten Ecken“ nehmen all jene Funktionen auf, die man in einem Wohnhaus nicht missen möchte – ohne das einzigartige Raumerlebnis zu beeinträchtigen. So finden sich in einer Ecke der Wohnjurte zwei Stockbetten hinter einer Schranktür, in einer anderen Ecke verbirgt sich die Küchenzeile. So bietet das runde Hauptzimmer seinen Besitzern ausreichend Freiraum für inspirierende Workshops, wie sie es sich gewünscht hatten.  

Fazit: Sie sehen, eine moderne Jurte kann nicht nur ganz vielfältig aussehen, sondern auch auf verschiedenste Weisen genutzt werden. Allen gemeinsam ist die einzigartige Atmosphäre in ihrem Inneren. Jeder, der schon einmal für längere Zeit in einer Jurte gewesen ist, wird das bestätigen können. Für diejenigen, die diesen Lebensstil erst einmal ausprobieren möchten, bieten sich in ganz Europa zahlreiche Urlaubsangebote in Nomadenzelten an.

Lassen Sie sich von den Nachteilen nicht abschrecken, sondern informieren Sie sich gründlich. Vielleicht ist eine Jurte als Wohnhaus genau das, wonach Sie gesucht haben.